Das gähnende Loch in der Frontblende verlangte nach einem 5,25"-Laufwerk. Ich war kurz versucht hier ein CD-ROM-Laufwerk einzubauen, aber das kam mir dann doch nicht ganz richtig vor und ich habe mich für ein zweites Diskettenlaufwerk entschieden. Ich hatte schon vor einiger Zeit ein TEAC FD-55GFR erworben, das HD-Disketten mit einer Kapazität von 1,2 Megabyte unterstützt, und damit von der Chronologie ziemlich gut zu einem 286er passt.
Das Laufwerk war offenbar vormals in einem Gehäuse mit einem Schienensystem verbaut; es waren noch zwei schwarze Kunststoffschienen daran befestigt. Diese wurden durch insgesamt vier messingfarbene Gewindeschrauben gehalten, die sich schnell entfernen ließen. Ich hatte in Erwägung gezogen, diese zur späteren Montage im Gehäuse zu nutzen, aber dann schnell gesehen, dass sie zu lang waren. Je nach Aufbau des Laufwerks kann das mehr oder weniger schlimm sein -- in diesem Fall hätte ein vollständiges Reinschrauben höchstwahrscheinlich zur Beschädigung der Controller-Leiterplatte geführt, da sich diese relativ dicht hinter dem Schraubloch befindet. Vielleicht hätte es auch gereicht (das Blech des Gehäuses hat ja auch eine gewisse Dicke), aber das wollte ich nicht riskieren und habe zu "offiziellen" Schrauben aus meinem Sortimentkasten gegriffen.
Das Laufwerk: TEAC FD-55GFR | Ursprüngliches Schienensystem | Beide Schrauben-Typen im Vergleich |
Vor dem Einbau habe ich noch das obligatorische Staubausblasmanöver durchgeführt. Eigentlich wollte ich auch die Frontblende reinigen, aber ich konnte nicht erkennen, wie der Hebel zur Verriegelung entfernt werden kann. Er scheint nur aufgesteckt zu sein, aber ich wollte nichts vermurksen. Da sich bei aufgestecktem Hebel die Frontblende nicht entfernen lässt, habe ich mich für eine Reinigung im zusammengebauten Zustand nach dem Einbau entschieden.
An sich sollte der Einbau eines Diskettenlaufwerks keine besondere Herausforderung sein, dachte ich. Aber in Kombination mit dem senkrecht stehenden 3,5"-Laufwerk hat sich ein unerwartetes Problem gezeigt: die Länge des Datenkabels. Das Kabel hat insgesamt 4 Anschlüsse:
Der Kabelabschnitt zwischen 2 und 3 ist relativ kurz, weil ja nur ein Laufwerk als B: angeschlossen werden darf und sie sich somit absichtlich gegenseitig im Weg wären. Der Kabelabschnitt zwischen 3 und 4 ist deutlich länger und überbrückt für gewöhnlich mehrere Höheneinheiten, in einem Minitower zum Beispiel vom oberen Bereich der 5,25"-Einschübe zum unteren Bereich mit den 3,5"-Einschüben, die zudem meist etwas weiter vorne sind (wegen der kürzeren Laufwerke).
In diesem Fall muss aber das Kabelstück zwischen 3 und 4 zur Seite reichen und dabei auch noch um 90 Grad gedreht werden, und das denkbar ungünstig, weil Pin 1 nach oben zeigen muss. Das war mit viel hängen und würgen verbunden und am Ende war etwas Zug auf dem Kabel. Aber: hät und funktioniert. Schnell wieder zumachen und nie wieder anfassen... zumindest bis die Festplatte dazu soll. ;-)
Nach dem Zurechtfädeln sieht es gar nicht so schlimm aus ... |
... aber auf der Pin-1-Seite ist etwas Zug auf dem Kabel |
Etwas nervig, aber durchaus zu bewältigen, war die Verschraubung. Zwar war das 3,5"-Laufwerk im Weg, aber nur so knapp, dass man mit etwas Geschick die Kreuzschlitzschraube "über Eck" schrauben konnte, mit schräg angesetztem Schraubendreher. So schön das Gehäuse mit dieser Form der Laufwerkanordnung auch aussieht, so nervig ist es beim Zusammenbau. Hatte ich nicht erwartet.
An der Rückseite des Laufwerks baumelte noch ein Erdungskabel mit Kabelschuh. Vermutlich ist dieses
für den Einbau in ein Gehäuse gedacht, bei dem das Laufwerk selbst nur mit Kunststoff verschraubt
wird. Bei diesem Gehäuse ergibt es wenig Sinn, aber ich habe es dennoch mit einer der drei Schrauben
erfasst.
Einer der drei Schrauben? Ja, im vierten metrischen Schraubloch des Laufwerks schien der Rest einer
Schraube zu stecken, die ihren Kopf verloren hatte. Die zweite Reihe Schraublöcher hatte ein Zollgewinde,
für das ich nur die erwähten (zu langen) Messingschrauben habe. Aber insgesamt hält das Laufwerk
mit drei Schrauben recht gut, ich denke ich werde es dabei belassen.
Nachdem alles fertig verschraubt und das Gehäuse wieder geschlossen war, habe ich mich noch dem kosmetischen Teil der Reinigung gewidmet, der Frontblende. Hier gab es nur kleinere Verunreinigungen, von denen das meiste mit ein paar Wattestäbchen, etwas Wasser und ein bisschen Rubbeln entfernt werden konnte. Nur zwei kleinere Striche (sah nach Filzschreiber aus) bedurften einer Behandlung mit Spiritus. Insgesamt hat das im zusammengebauten Zustand sehr gut geklappt und war sicher die bessere Idee, als den Laufwerkhebel runterzupopeln um die gesamte Frontblende zu baden.
Nach dem Einschalten ertönte zunächst wie gewohnt das Tickern des RAM-Tests, um danach beim
Laufwerktest erst mit Laufwerk A: und dann mit Laufwerk B: zu schnarren. Dieses charakteristische Geräusch
hatte ich schon lange nicht mehr gehört -- hat gleich Erinnerung geweckt. (Das BIOS des XT-Klons macht
keinen Laufwerktest.)
Und weil mir das so gut gefallen hat und ich weiß, dass da draußen noch mehr Leute sind, die
Geräusche von alten Rechnern zu schätzen wissen, habe ich das ganze später noch einmal
aufgenommen um es für die Nachwelt zu erhalten:
post-sequence-with-drive-test.mp3. Das Geräusch im
Hintergrund, das wie ein Tischventilator auf Stärke 3 klingt, ist übrigens der Netzteillüfter.
Zum Testen des Laufwerks habe ich ein paar HD-Disketten hervorgekramt, die ich Ende der 1990er beschrieben hatte. Diese waren noch einwandfrei lesbar. Danach habe ich ein paar "neue" gebrauchte Disketten geschnappt und formatiert, was ebenfalls ohne Fehler geklappt hat. Die Marken-Disketten aus den späten 1980ern haben die Zeit wohl gut überstanden, da habe ich mit später produzierten 3,5"-Disketten schon viel schlechteres erlebt.
Als richtigen Test habe ich Windows 2.03 auf Diskette(n) installiert, aber diesem Abenteuer spendiere ich lieber eine eigene Seite.