Erste Versuche ohne Festplatte

Computer ohne Festplatte

Nach Grundreinigung und Einbau der beiden Diskettenlaufwerke ist der Rechner eigentlich schon voll einsatzbereit. Er kann sich halt nur nicht so viel merken... aber wenn man sich vor Augen hält, dass der Ur-PC nur ein (bei voller Ausbaustufe zwei) 5,25"-Laufwerk mit anfangs 160 KB, später 320 KB Kapazität hatte, dann sollte doch mit einem 3,5"-Laufwerk und einem 5,25"-Laufwerk was anzufangen sein. Auch wenn man in Richtung Heimcomputer schaut, sieht man einen C64 (5,25"-Laufwerk mit 170 KB), einen Atari ST (3,5"-Laufwerk mit 360 KB bzw. 720 KB) oder einen Amiga 500 (3,5"-Laufwerk mit 880 KB) die mehr oder weniger prächtig ohne Festplatte auskamen. Wenn die Software entsprechend mitspielt -- und das ist ein großes Wenn.

Auf der Haben-Seite kann der Rechner noch 5 MB RAM verbuchen, was für einen 286er eigentlich unerhört viel ist. Dank RAMDRIVE.SYS, das seit Version 3.2 Teil von MS-DOS ist, lassen sich in diesem Speicher virtuelle Laufwerke anlegen, was den Spielraum weiter vergrößert, falls ein Programm partout auf das Vorhandensein einer Festplatte drängt (und nach der Installation keinen Neustart erfordert).

Ein Betriebssystem für Disketten

Wie auf der Seite zur Inbetriebnahme bereits erwähnt unterstützen ältere Versionen von MS-DOS eine Installation von Disketten auf Disketten. Bei sehr frühen Versionen von MS-DOS kann man eigentlich kaum von einer Installation reden, weil das System auf den Betrieb von einer Diskette aus vorgesehen war und die Programme dementsprechend direkt nutzbar darauf abgelegt waren. Bei Version 5.0, das im folgenden Anwendung finden soll, ist jedoch eine Installation notwendig, weil die meisten Dateien in komprimierter Form vorliegen.

Die Installation läuft erst mal ganz normal ab, also Diskette 1 in Laufwerk A: einlegen, Rechner einschalten. Wenn keine Festplatte gefunden wird, schlägt Setup von sich aus eine Installation auf Disketten vor. Im nächsten Dialog kann das Laufwerk ausgewählt werden, auf das installiert werden soll. Achtung: der PC lässt sich später nur von Laufwerk A: booten. Bei einem Aufbau mit zwei unterschiedlichen Laufwerken ergibt es also wenig Sinn, hier etwa Laufwerk B: auszuwählen. Der darauf folgende Bildschirm gibt Auskunft darüber, dass man 4 Disketten bereithalten soll und wie sie zu beschriften sind. Wird dies bestätigt, startet der Kopiervorgang und fordert mehrfach zum Wechsel der diversen Quell- und Zieldisketten auf. Da der Inhalt einer Diskette nicht auf einmal in den Arbeitsspeicher passt handelt es sich um eine Menge Wechselvorgänge...

Installationsziel: Disketten Nur von A: kann gebootet werden... Es werden vier Disketten benötigt

Am Ende wird man aufgefordert, die erste der erzeugten Disketten (Startup) einzulegen und den Rechner durch Drücken der Eingabetaste neuzustarten. Kurze Zeit darauf befindet man sich an der Eingabeaufforderung der neu erstellen MS-DOS-Installation und kann loslegen. Zumindest wenn man weiß, was wo liegt. Dazu kann man sich entweder der Reihe nach alle Disketten ansehen, oder auf die Datei PACKING.LST auf Diskette 2 zurückgreifen, die folgendes verrät:

Diskette Inhalt
STARTUP/SUPPORT io.sys, msdos.sys, command.com, country.sys, ega.sys, format.com, keyb.com, keyboard.sys, nlsfunc.exe, display.sys, ega.cpi, himem.sys, mode.com, setver.exe, ansi.sys, debug.exe, edlin.exe, emm386.exe, fastopen.exe, fdisk.exe, mem.exe, mirror.com, ramdrive.sys, share.exe, smartdrv.sys, sys.com, undelete.exe, unformat.com, xcopy.exe, doskey.com, config.sys, autoexec.bat
SHELL/HELP dosshell.vid, dosshell.ini, dosshell.com, dosshell.exe, dosshell.grb, dosswap.exe, packing.lst, print.exe, appnotes.txt, dosshell.hlp, edit.hlp, recover.exe, doshelp.hlp, help.exe, qbasic.hlp
BASIC/EDIT/UTILITY edit.com, money.bas, msherc.com, qbasic.exe, gorilla.bas, 4201.cpi, 4208.cpi, 5202.cpi, append.exe, assign.com, attrib.exe, backup.exe, chkdsk.exe, comp.exe, diskcomp.com, diskcopy.com, driver.sys, fc.exe, find.exe, graftabl.com, graphics.com, graphics.pro, label.exe, more.com, nibbles.bas, remline.bas, restore.exe, sort.exe, wina20.386
SUPPLEMENTAL exe2bin.exe, expand.exe, join.exe, lcd.cpi, loadfix.com, printer.sys, readme.txt, replace.exe, subst.exe, tree.com

Wie man sieht ist z.B. QBASIC.EXE auf Diskette 3 (BASIC/EDIT/UTILITY) zu finden, während QBASIC.HLP auf Disketten 2 (SHELL/HELP) liegt. Jetzt könnte man meinen, dass man ständig zwischen diesen Disketten hin- und herwechseln muss, wenn man ein BASIC-Programm schreiben will, sich aber nicht an die Syntax und Funktionsweise der einzelnen Befehle erinnern kann. Glücklicherweise ist dies aber nicht der Fall: beim ersten Öffnen der Hilfe wird man aufgefordert, die Diskette mit der Datei QBASIC.HLP einzulegen; danach lässt sich QBasic aber weiterhin verwenden ohne dass man wieder zurück zu Diskette 3 wechseln müsste.

Geschafft, jetzt folgt der Neustart Die Diskette SHELL/HELP ist gefragt COMMAND.COM muss neu geladen werden

Woran man sich aber schon mal gewöhnen kann ist die Meldung, dass die Diskette mit COMMAND.COM eingelegt werden soll, wenn man aus einem Programm zurück zur Eingabeaufforderung kehrt. Dies liegt daran, dass COMMAND.COM aus einem residenten Teil und einem transienten Teil besteht. Beim Start werden zunächst beide Teile geladen und verbleiben im Speicher. Das ist auch der Grund, warum man z.B. eine andere Diskette einlegen und dort mit DIR den Inhalt auflisten kann. Damit aber COMMAND.COM nicht dauerhaft allen anderen Anwendungen den Speicher wegfrisst, kann der transiente Teil einfach bei Bedarf überschrieben werden. Wenn dies geschieht, dann erscheint bei der Rückkehr zur Eingabeaufforderung eben jene Meldung, damit der transiente Teil von COMMAND.COM wiederhergestellt werden kann.

Windows 2 von Diskette

Auch Windows 2 lässt sich auf Diskette installieren. Dazu hatte ich auf meiner Windows-Seite zum XT-Klon schon etwas geschrieben. Ich habe mich hier für die Installation auf eine einzelne Diskette mit 1,2 Megabyte entschieden, die ich in Laufwerk B: einlegen kann. Die hierzu verwendete Version, Windows 2.03 in Deutsch, kommt auf 5 Disketten mit jeweils 720 Kilobyte. Wie sich relativ leicht abzählen lässt ist die Summe davon deutlich mehr als 1,2 Megabyte, also: wie funktioniert das?

Zunächst fragt das Setup im Verlauf der Installation nach diversen Einstellungen wie z.B. Grafikkarte, Eingabegeräte, Drucker/Plotter, usw. woraus sich einige Dateien ergeben, die gar nicht benötigt werden. Zum Beispiel wird die komplette Diskette 3 übersprungen, wenn weder Drucker noch Plotter vorhanden sind. Des weiteren werden die Anwendungen von Diskette 5 ausgelassen, d.h. in der fertigen Windows-Installation ist neben Windows selbst so gut wie nichts dabei -- weder Paint noch Write, Rechner, Editor, Kalender oder Zwischenablage. Sogar die Systemsteuerung fehlt. Dafür kommt die Installation aber auch mit rund 750 Kilobyte aus, d.h. auf der Diskette sind knapp 430 Kilobyte Platz um manuell ein paar Anwendungen von Diskette 5 zu ergänzen.

Die Bedienung ist etwas zäh, weil alle möglichen Aktionen zum Nachladen von Diskette führen. Neue Schriftart? Nachladen. Suchen-Dialog das erste mal öffnen? Nachladen. Wieder zu einer laufenden, aber aus dem Speicher verdrängten Applikation wechseln? Nachladen. Aber insgesamt bin ich doch sehr positiv überrascht, wie gut das alles funktioniert.

Erste Spiele

Als erstes Spiel habe ich Monster Bash ausprobiert. Die installierte Shareware-Episode braucht rund 1,12 Megabyte und passt somit gut auf eine 3,5"-HD-Diskette. Allerdings erklärte sie mir beim Start sogleich, dass sie 565K konventionellen Speicher benötige und gab ein paar Hinweise, wie man diese beschaffen könne. Das war durchaus plausibel, da meine bisher verwendete Startdiskette die vom DOS-Setup erzeugte war, die u.a. das deutsche Tastaturlayout lädt, SETVER installiert und keinerlei Anstalten unternimmt, den hohen Speicherbereich zu nutzen.
Mit einer Bootdiskette, die HIMEM.SYS lädt und DOS=HIGH setzt, lief Monster Bash im Handumdrehen. Allerdings war dem noch eine gehörige Wartezeit vorangestellt: nach dem Start von BASH1.EXE dauert es rund 1,5 Minuten bis das Apogee-Intro erscheint (das nicht abgebrochen werden kann). Weitere 30 Sekunden später ist man im Hauptmenü und bei zügiger Auswahl von Episode und Schwierigkeitsgrad dauert es insgesamt rund 3,5 Minuten vom DOS-Prompt bis zum Anfang des ersten Levels. Aber dafür läuft das Spiel flüssig (mit PC-Speaker) und ohne weitere Ladezeiten bis zum Ende des Levels. Danach folgt ein kurzer Ladevorgang, bevor es mit dem nächsten Level weitergeht. Insgesamt eine sehr erfreuliche Erfahrung.

Als zweites kam Night Raid an die Reihe. Dieses Spiel macht mir immer gleichzeitig einen Heidenspaß und ein schlechtes Gewissen, weil es mir so viel Spaß macht, denn eigentlich ist es gar nicht nett. Man steuert einen Kanonenturm und muss Fallschirmjäger töten, die von durch das Spielfeld fliegenden Flugzeugen abgeworfen werden. Wenn man sie erwischt, zerplatzen sie zu Pixelbrei. Wenn man nur ihre Fallschirme erwischt, dann fallen sie beschleunigt zu Boden, wo sie ebenfalls zu Pixelbrei zerplatzen. Trifft man die Flugzeuge explodieren diese und fliegen in Form von Trümmerteilen zu Boden, wobei sie im Weg befindliche Fallschirmtruppen (in der Luft oder am Boden) mit wegwischen. Wenn am Ende der Runde zu viele feindliche Truppen am Boden gelandet sind und überlebt haben, sprengen sie den Kanonenturm und es heißt "Game Over".
Eigentlich gehört es zum Spielprinzip, möglichst sparsam zu schießen: jeder Treffer gibt Punkte, jeder Schuss verringert das Punktekonto. Wenn man also wahllos den Himmel mit Projektilen füllt, hat man quasi ständig eine 0 auf der Score-Anzeige. Aber dafür macht es höllisch Spaß -- mit Soundblaster noch mehr, aber auch mit PC-Speaker-Gequäke.
Das Spiel benötigt etwa 860 Kilobyte und qualifiziert sich somit auch für den Start von Diskette. Allerdings kommt es während des Spiels immer mal wieder zu kurzen Ladezeiten, wenn eine neue Grafik erstmalig in die Anzeige kommt oder eine neue Zwischensequenz läuft. Besonders nervig ist eine Animation im Ende-Screen, die scheinbar vollständig von Diskette läuft und die Rückkehr zum DOS-Prompt unnötig lange herauszögert.

Als drittes und letztes "Vorab-Spiel" habe ich Ugh! ausprobiert. Dieses war mit rund 580 Kilobyte das Kleinste und lief dementsprechend flott an. Ugh! ist vom Spielprinzip her Space Taxi: auf jeweils einer von mehreren Plattformen spawnen Fahrgäste, die zu einer anderen Plattform gebracht werden wollen. Dabei gilt es zum einen die Fahrgäste sicher aufzunehmen (und nicht von der Plattform zu schubsen), zum anderen sie an der richtigen Plattform abzusetzen und dabei auch nicht zu kräftig anzudotzen. Das ist gar nicht so einfach, da der vom Spieler gesteuerte Höhlenmensch in seinem Pedal-o-copter recht träge reagiert, dann aber sehr stark beschleunigt. Außerdem kostet das Strampeln Kraft, die auch eine begrenzte Ressource ist. In späteren Leveln kommen weitere Schikanen hinzu wie etwa ein prähistorischer Riesenvogel, den man besser nicht rammen sollte...
Ein lustiges Spiel, das allerdings eine gewisse Frusttoleranz erfordert. Dafür gibt es nach jedem erfolgreich absolvierten Level ein Passwort, mit dem man das Spiel später jederzeit an der gleichen Stelle wieder aufnehmen kann.

Insgesamt kann man sagen, dass das Spielen von Diskette durchaus praktikabel ist. Allerdings habe ich eine ganze Reihe von Titeln, die ich auf dem 286er ausprobieren möchte, bei diesem Experiment direkt verwerfen müssen, weil sie deutlich mehr Platz erfordern, als eine 3,5"-HD-Diskette bietet. Dazu gehören etwa Battle Isle, Alone in the Dark und Duke Nukem II. Dazu muss definitiv noch eine Festplatte oder vergleichbare Flashspeicher-Lösung in das System integriert werden. Das Gleiche gilt für die meisten "ernsthaften" Anwendungen unter Windows 2 und erst recht für Windows 3.1.


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