Erfahrungen mit MCE2VGA

Der MCE2VGA-Konverter

Der MCE2VGA ist ein intelligenter Konverter auf FPGA-Basis der MDA, CGA und EGA auf der einen Seite annimmt und VGA auf der anderen Seite bereitstellt. Dabei wird das Bild gesampelt (Framegrabber) und wie mit einer "normalen" VGA-Karte synthetisiert, d.h. auf der VGA-Seite kann ein normaler Monitor, Beamer oder VGA-Framegrabber angeschlossen werden. Auf der Seite des Entwicklers, Luis Antoniosi, wird die Entstehung, Funktionsweise und die eine oder andere Design-Entscheidung erklärt.

Ich habe meinen MCE2VGA aus dem Serdaco Shop aus Belgien, es gibt ihn aber z.B. auch bei TexElec.

Meine Motivation für die Beschaffung (bzw. das Setzen auf den Wunschzettel; es war ein Geburtstagsgeschenk) war Redundanz und Bequemlichkeit. Ich liebe meinen MDA-Monitor mit bernsteinfarbenem Phosphor, aber es ist mein einziger Monitor der MDA darstellen kann und er wird nicht ewig leben. Außerdem habe ich immer Skrupel ihn zu lange zu betreiben (einbrennen und so) oder unbeaufsichtigt laufen zu lassen -- mit einem ollen TFT-Monitor kann man da viel sorgloser umgehen. Spätestens wenn es um die Darstellung von CGA und EGA geht ist die Beschaffung von Original-Hardware auch richtig schwierig geworden.

Nicht falsch verstehen: ein echter Monochrom-Monitor ist für das Retro-Feeling immer noch die erste Wahl, hier geht es mehr um Alltagsbequemlichkeit und einen soliden Plan B, falls der Hauptdarsteller stirbt.

Zusammenbau

Mein MCE2VGA kam mit 3D-gedrucktem Gehäuse, bestehend aus zwei Halbschalen, 2 x 4 Schrauben sowie 4 Stiften mit "Elefantenfüßen" (also unten dicker als oben). Die Stifte dienen als Verlängerung für die Print-Schalter zur Bildausrichtung und werden so in den Deckel eingesetzt, dass sie auf Grund der Verdickung nicht aus dem Gehäuse fallen können. Die Schrauben sind unterschiedlich lang -- die kurzen halten die Leiterplatte in der Unterschale, die langen halten den Deckel auf dem Unterteil. Fertig!
Die größte Schwierigkeit bestand für mich in der Beschaffung eines passenden Schraubendrehers (Kreuzschlitz) mit dem ich weit genug in die Ecken kam; die Teile aus dem Steckschlüsselsatz waren zu dick.

Verkabelung

Der MCE2VGA kommt gänzlich ohne Kabelei. Benötigt wird:

Bei dem RS232-Kabel habe ich einen großen Reinfall erlebt: ich hatte irgendein "Gammel-Kabel" aus der Bastelkiste, ca. 2 Meter lang, vollbelegt, RS232-Verlängerung (also Stecker auf Buchse). Dazu einen billigen Gender Changer (Stecker auf Stecker) für EUR 2,50 von eBay. Das Ergebnis war ein flickerndes Bild, und zwar "Digital-Flickern": feine Rahmen mit 1 Pixel Breite hatten gelegentlich eine Breite von 2 Pixeln, und zwar nur an einzelnen Stellen und nur am linken Bildrand (also Zeilenanfang). Sah für meine Laienaugen aus wie verwaschene Flanken in einem Digital-Signal (was RGBI ja ist). Kein Wunder bei einem RS232-Kabel, das normalerweise ein paar kBit/s befördern soll und jetzt mit mehreren MBit/s konfrontiert wird!

Langer Rede kurzer Sinn: ich habe es durch ein 0,5 Meter langes Kabel ersetzt, fertig mit Stecker auf Stecker (DELOCK 86612) => einwandfreies Bild jetzt.

Konfiguration

Sowohl in der Anleitung vom Serdashop als auch in der vom Entwickler sind die DIP-Switches anders beschrieben als das mir vorliegende Gerät funktioniert. Dabei gibt es zwei wesentliche, systematische Abweichungen:

  1. Die Nummerierung: in der Original-Anleitung ist DIP 1 der dem RGBI-Stecker zugewandte Schalter, von dort aus wird weitergezählt. Allerdings sind die Schalter auch mit "1", "2", "3" und "4" beschriftet; nur genau anders herum... Meine Tabelle richtet sich nach der Beschriftung auf der Hardware.
  2. Die Logik: ich hatte das Gefühl, dass in der Original-Anleitung manchmal ON und OFF vertauscht wurde. Manchmal eher philosophischer Natur (die Umschaltung "Monochrom Emulation / RGB"; in welcher Stellung erwartet ihr die Emulation eines grünen bzw. bernsteinfarbenen Monitors, und wann die Darstellung in schwarz/weiß?), manchmal ganz handfest (green = grün, amber = bernsteinfarben, oder?). Auch hier habe ich in meiner Tabelle alle Kombinationen ausgeführt und in Übereinstimmung mit der Beschriftung bezeichnet.

Switches Result
DIP 1 DIP 2 DIP 3 DIP 4 Type Mode Color
closed closed closed closed MDA Hercules Grey
open closed closed closed
closed open closed closed Amber
open open closed closed Green
closed closed open closed Text (80x25) Grey
open closed open closed
closed open open closed Amber
open open open closed Green
closed closed closed open CGA/EGA Scanlines Green
open closed closed open Amber
closed open closed open RGB
open open closed open
closed closed open open No scanlines Green
open closed open open Amber
closed open open open RGB
open open open open

Ergebnisse

Im Monochrom-Betrieb bin ich hochzufrieden, mit dem kürzeren Kabel ist die Bildqualität einwandfrei. Mit der Farb-Emulation bin ich nicht ganz so glücklich, aber habe auch nicht ewig mit den Farbeinstellungen des Monitors gespielt. Am TFT-Monitor ist für mich Monochrom auch einfach grau/schwarz, so wie ein DOS auf VGA halt auch aussieht.

Im CGA/EGA-Modus habe ich noch ein paar Probleme mit Bildstörungen, interessanterweise jedoch nur bei ein paar bestimmten Auflösungen: bei 320x200 scheint das Bild ziemlich solide zu sein, bei 640x350 sehe ich wieder so eine Art Flimmern in Form von 9 bzw. 11 senkrechten Streifen in immer gleichen Abständen. Keine Ahnung ob das an der höheren Bitrate im digitalen RGB-Signal liegt oder an meinem TFT-Monitor, der vielleicht mit der Auflösung nichts anfangen kann. Bei Lemmings kommen nochdazu gelegentlich Einzelbilder vor, die komplett aus der Reihe springen, als ginge kurzzeitig die Synchronisation verloren.

Bei 320x200 gibt das OSD des Bildschirms "640x480, 31 kHz, 60 Hz" an. Bei 640x350 ist es "640x350, 31 kHz, 70 Hz". Solange ich das nicht mit einem zweiten Bildschirm überprüft habe ist diese aus VGA-Sicht "krumme" Auflösung mein Hauptverdächtiger was die Ursache für die Bildstörungen angeht.

Auf einem Röhrenmonitor habe ich im Prinzip die gleichen Beobachtungen gemacht: 320x200 ist extrem stabil und mach richtig Spaß. Bei höheren Auflösungen treten die Störungen genauso wie beim TFT-Monitor auf, sind aber subjektiv weniger auffällig, da das Bild generell etwas weniger scharf ist.


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