Der Umzug in das neue Gehäuse

Warum ein neues Gehäuse?

Die Idee den PC in ein neues Gehäuse umzuziehen entstand primär durch das Problem mit dem defekten Netzteil und der mechanischen Inkompatibilität mit modernen Netzteilen. Den Rechner dauerhaft offen und das Netzteil außerhalb rumbaumeln zu lassen war für mich keine echte Alternative. Außerdem hatte ich diesen Sky Mini Tower rumstehen, weil das eigentliche Bastelprojekt (ein AMD 386/DX-40) nicht zustande kam.

Die heikelste Frage war für mich, ob ein XT-kompatibles Mainboard so ohne weiteres in ein doch mindestens 8 Jahre jüngeres Gehäuse aus der Pentium-Ära passt. Die beiden Problemzonen, mit denen ich vorab gerechnet hatte, waren die Positionierung der Bohrlöcher (war bisher immer ein Quell ewiger Freude beim Mainboard-Einbau) und der Platzbedarf für die sehr lange Floppy-Controller-Steckkarte, für die ich keine Alternative habe.

Die Steckkarte hatte sich als das kleinere Problem herausgestellt: im Sky Mini sind drei Einschubmöglichkeiten für Steckkarten mit voller Baugröße, inklusive Führungsschienen im vorderen Bereich. Ich habe mich für die mittlere Position (zweite von unten absolut betrachtet) entschieden. Das war ein guter Kompromiss aus Erreichbarkeit bei Ein- und Ausbau und genügend Abstand zum PC-Speaker, der unten am Laufwerkkäfig hängt. Außerdem wuselte da noch ein Flachbandkabel mit dickem Ferrit für den COM-Anschluss auf der Vorderseite herum.

Einbau des Mainboards

3 aus 9, hätte schlimmer ausgehen können...

Das Mainboard verfügt über 9 Bohrungen für Schrauben bzw. Plastikstifte. Im alten Gehäuse waren davon 7 mit Plastikstiften besetzt, die in den doppelten Boden eingehakt werden konnten. Die restlichen 2 Löcher waren mit Schrauben besetzt, damit das Mainboard nicht raus rutscht.

Im neuen Gehäuse fanden sich 4 dazu passende Löcher. Allerdings hat sich eins davon als fiese Falle herausgestellt: eine hier eingedrehte Schraube bildet einen Kontakt zwischen der Lötstelle und dem Gehäuse. Ich habe nicht versucht herauszufinden, mit welchem Signal die Lötstelle verbunden war... selbst wenn es GND gewesen wäre hätte ich diese Art von Pfusch nicht über mich gebracht. Ich denke das wäre ein guter Anwendungsfall für so eine isolierende Unterlegscheibe gewesen -- wenn man eine gehabt hätte. Stattdessen habe ich mich mit 3 Schrauben begnügt. Und es bereut.

Das Mainboard an sich war stabil befestigt, aber hat sich beim Versuch die Steckkarten einzubauen durchgebogen. Von den 3 Schrauben ist nur eine direkt neben den ISA-Slots, der ganze restliche Quadrant des Boards hängt in der Luft. Die ursprünglich verwendeten Plastikstifte konnte ich nicht einsetzen, da sie zu hoch waren (10 mm statt 8 mm) und das Board aufgebockt hätten. Andere Mainboard-Halter aus der Bastelkiste waren hingegen zu niedrig (6 mm statt 8 mm), und außerdem zu wenige.

Meine Lösung des Problems besteht aus folgenden Zutaten:

Zunächst habe ich die Plastiknasen, die unter den doppelten Gehäuseboden gegriffen haben, abgesägt. Das hat ziemlich gut funktioniert, aber manchmal eine Unebenheit zurück gelassen. Diese konnte leicht durch das Schmirgelpapier entfernt werden. Danach habe ich die Filzgleiter aufgeklebt (in dem Fall war das ein DIN A5 Bogen zum selbst zurecht schneiden) und diese zum Schluß mit der Schere an die Form der Mainboard-Halter angeglichen.

Das Ergebnis waren 4 Mainboard-Halter mit einer Höhe von 10 mm - 4 mm + 2 mm = 8 mm. Mit dieser zusätzlichen Unterstützung rund um die ISA-Slots war auch das Einsetzen der Steckkarten kein Problem mehr.

Kleinere Tücken im Schnelldurchlauf

Der PC-Speaker im neuen Gehäuse verfügte über den "normalen" 4-Pin-Anschluss, bei dem die beiden äußersten Positionen besetzt sind. Im alten Gehäuse war hingegen ein Stecker mit nur zwei Pins verwendet worden, direkt benachbart. Das war allerdings leicht zu lösen: die Crimp-Kontakte des 4-Pin-Steckers ließen sich leicht mit einem winzigen Schraubendreher aushaken und in einer neuen Position wieder einschieben. Jetzt steht zwar ein Stück des Steckers über, aber das macht nichts, da die Pins direkt am Rand sitzen.

Beim Anschluss der Power-LED fiel mir auf, dass die dazugehörigen Pins auf dem Mainboard nicht beschriftet sind. Ich habe mitten auf dem Mainboard eine rote LED gesehen, die während des Betriebs leuchtet, und in deren direkter Nachbarschaft sich ein zweipoliger Pin-Header befindet. Nachdem ich die Power-LED der Frontblende dort angeschlossen hatte, leuchtete diese auch zunächst. Irgendwann fiel mir aber auf, dass sie wieder aus war. Ein paar Versuche später war klar, dass sie direkt nach dem Einschalten leuchtet, aber nach Abschluss des Selbsttests und dem Booten des Betriebssystems aus ist. Nachdem ich dann die zuvor angefertigten Fotos mit dem Mainboard im ursprünglichen Gehäuse konsultiert hatte, war mir klar, wo die Power-LED eigentlich angeschlossen wird... wieder eine Erinnerung daran wie wichtig es ist, vor dem Verfummeln eines Geräts genügend Detailfotos zu machen!

Auch der Reset-Knopf hatte zunächst Probleme bereitet. Zwar war der Pin-Header auf dem Mainboard gut beschriftet, aber direkt neben der Tastatur-Buchse positioniert und damit nahezu maximal weit vom Reset-Knopf der Frontblende entfernt -- das Kabel war zu kurz. Ich hatte das provisorisch durch zwei Steckboard-Verbindungsleitungen (Stecker/Kupplung) verlängert, was auch funktioniert hatte, sich aber vor meinem inneren Auge als tickende Zeitbombe darstellte; so etwas rutscht im ungünstigsten Zeitpunkt auseinander und bildet irgendwo einen Kurzschluss. Zum Glück hatte ich noch Innereien aus einem anderen Gehäuse, wo auch ein passendes Kabel mit zweipoligem Stecker dabei war. Sogar in den Farben rot und weiß mit Beschriftung "Reset", wie bei dem Kabel, das ich ersetzen wollte.

Ein Adapter für die serielle Schnittstelle

Ein sehr cooles Feature des Sky-Mini-Gehäuses ist der Anschluss für den zweiten COM-Port in der Frontblende. Dieser befindet sich hinter einer kleinen Klappe, die sich erst nach außen wegschieben und dann nach hinten umklappen lässt. Diesen Anschluss wollte ich unbedingt mit einbeziehen, allerdings war das nicht ganz so leicht: es handelt sich um einen 9-poligen D-Sub-Stecker (DE-9), der über ein 10-poliges Flachbandkabel angeschlossen wird. Bisher war die Controller-Karte jedoch mit einer Blende verbunden, in der sich ein 25-poliger D-Sub-Stecker (DB-25) befindet, der über ein 26-poliges Flachbandkabel angeschlossen wird. Also musste ein Adapter von 10-poligem Pfostenstecker auf 26-polige Pfostenbuchse her.

In einer längeren "Pieps-Session" habe ich die Belegung aller beteiligten Komponenten aufgenommen. Die Belegung vom D-Sub-Stecker zur jeweiligen Pfostenbuchse war außerordentlich logisch, aber gleichzeitig auch verwirrend: die D-Sub-Stecker zählen reihenweise (1 bis 13 in der oberen Reihe, 14 bis 25 in der unteren Reihe), die Pfostenbuchsen bzw. Pin-Header zählen spaltenweise (1 und 2 in der ersten Spalte, 3 und 4 in der zweiten Spalte, usw.). Bei den Pfostenbuchsen muss das so sein, weil sie ja eine 1:1-Beziehung zu den Leitungen eines Flachbandkabels haben, und diese belieibg breit sein können.

Ich würde mich jetzt nicht ungesehen darauf verlassen, kann aber doch mit einiger Sicherheit behaupten: diese Zuordnung von D-Sub-Stecker zu Flachbandkabel dürfte für alle Blenden-Stecker gelten. Da die Zuordnung der Signale für RS-232 von DE-9 und DB-25 ebenfalls standardisiert ist, gebe ich hier die Pinbelegung meines Adapters wieder, auf dass sie jemand anderem auch von Nutze sein möge.

Signalname TXD RXD RTS CTS DSR GND DCD DTR RI
Stecker DB-25 2 3 4 5 6 7 8 20 22
Flachbandkabel 26-pol. 3 5 7 9 11 13 15 14 18
Stecker DE-9 3 2 7 8 6 5 1 4 9
Flachbandkabel 10-pol. 5 3 4 6 2 9 1 7 8

Mein Adapter hat tatsächlich auf Anhieb funktioniert, allerdings musste ich zwischdrin noch mal korrigieren, weil ich doch auf die Zählweise am Pfostenstecker reingefallen bin.

Sperrholz für die restlichen Gehäuselöcher

An dieser Stelle war der Einbau in das Gehäuse abgeschlossen, aber ein paar Details waren noch unvollendet. Dazu gehörten die offen gebliebenen Gehäuselöcher für COM1 und LPT1. Ein Parallelport ist zwar vorhanden, aber der sitzt mit auf der Grafikkarte und kommt über die Slotblende raus. Ebenfalls ein klaffendes Loch hat das ausgebaute 3,5"-Floppy-Laufwerk hinterlassen. Das Laufwerk konnte ich nicht anschließen, und es einfach nur als Lückenfüller drin zu belassen wollte ich auch nicht.

Zum Verschließen der Öffnungen habe ich wieder mal zum bewährten Sperrholz gegriffen. Für COM1 und LPT1 war das ziemlich einfach: rechteckige Stücke aussägen, mit einem 3 mm Bohrer die Schraublöcher platzieren und mit M3-Schräubchen plus Muttern befestigen. Bei dem Laufwerk-Slot war etwas mehr Arbeit notwendig. Schlußendlich ist es eher so eine Art Laufwerk-Dummy geworden, der wie ein Laufwerk eingeschoben und einseitig mit Holzschräubchen befestigt wird.

Das rechteckige Stück verhindert, dass die Holzschrauben durch die deutlich größeren Schlitze des Laufwerkkäfiges rutschen. Die Holzleiste greift über ein Blech das zum unteren Laufwerk-Slot gehört. Sie insgesamt höher zu montieren hätte die Bohrlöcher zu dicht an den Rand verlegt. Der fertig montierte Laufwerk-Dummy.

Ist hoffnungslos over-engineered und wird nochdazu wahrscheinlich demnächst doch wieder durch ein Floppy-Laufwerk ersetzt (habe inzwischen einen Adapter für den Anschluß an das vorhandene Flachbandkabel gefunden). Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht das Teil zu basteln und hat meine Sperrholz-Skills weiter verbessert. Das wird wahrscheinlich noch mal wichtig für das, was ich mit meinem IBM PS/2 Modell 30 vor habe.

Feintuning am Gehäuse: ein paar neue Aufkleber

Ein Detail hat mich an dem Gehäuse noch gestört: die Aufkleber "Intel Pentium" und "Designed for Windows 95" passen nicht mehr. Nach dem Ablösen wurde deutlich wie sehr der Kunststoff vergilbt ist; unter den Aufklebern war es deutlich heller. Die Lösung war recht naheliegend: da müssen wieder Aufkleber drauf. ;-)
Ich habe dazu zwei Aufkleber designt, die den ursprünglichen sowohl in Format als auch Inhalt entsprechen:

v20-inside.xcf
Größe: 426 x 510 Pixel
Maße: 18 mm x 22 mm
designed-for-dos.xcf
Größe: 614 x 756 Pixel
Maße: 26 mm x 32 mm

Diese habe ich in 600 dpi mit Tinte auf normales 80-Gramm-Papier gedruckt und danach mit einem breiten, transparenten Klebeband beschichtet. Das so präparierte Papier konnte ich gut mit Lineal und scharfem Messer ausschneiden und danach auf das Gehäuse kleben. Zum Kleben habe ich einen normalen Klebestift ("Pritt") benutzt. Das hat super funktioniert und gibt einem noch ein paar Sekunden bzw. Minuten Zeit, um den Aufkleber zu justieren (lässt sich noch minimal verschieben). Mal sehen wie sehr ich fluchen werde wenn ich das irgendwann mal wieder entfernen möchte, aber im Moment bin ich sehr zufrieden damit.


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