Eine Soundkarte mit Plug & Play?

Auf der Suche nach einer Soundkarte

Als ich den Rechner für den Einbau der Festplatte eh schon offen hatte, wollte ich auch gleich eine Soundkarte einbauen. Normalerweise hätte ich erst einmal ausprobieren wollen, welche neuen Möglichkeiten die jeweilige Hardware-Erweiterung eröffnet, aber bei diesem speziellen Gehäuse ist das Öffnen und Schließen so extrem nervig, dass ich mir das nicht unnötig oft antun möchte. Außerdem ist die neue Option "Speicherplatz für Programme" nicht so furchtbar spannend zu erforschen.

In meiner Aufbewahrungsbox für ISA-Steckkarten waren noch drei Soundkarten zu finden:

Der Sound Blaster wäre mit Sicherheit sehr gut geeignet gewesen, aber gleichzeitig auch die einzige 8-Bit-Karte aus diesem (recht überschaubaren) Sortiment, weshalb ich ihn für mein IBM PS/2 30 aufheben wollte, das nur 8-Bit-Slots hat. Die beiden anderen Karten erfordern jeweils einen 16-Bit-Slot, was für den Einsatz im 286er kein Problem darstellt.

Etwas problematischer ist die Tatsache, dass es sich um Plug-and-Play-Karten handelt, einem Begriff den man eher mit Windows 95 verbindet als mit DOS 5.0. Außerdem erfordert eine vollständige Plug-and-Play-Unterstützung auch ein BIOS das mitspielt -- die Plug and Play BIOS Specification Version 1.0A ist jedoch auf Mai 1994 datiert. Ich glaube die erste Erwähnung von Plug & Play habe ich in einem Award BIOS gesehen, das auf einem Pentium-Mainboard gelebt hat. Jedenfalls ist ziemlich sicher, dass das 286-BIOS keinen blassen Dunst von diesem Konzept hat.

Endgegner Plug & Play?

Über Plug & Play wurde schon viel Böses erzählt. Automatische Hardware-Erkennung die den Rechner einfrieren lässt, Konflikte die man manuell beheben muss und die bei der kleinsten Änderung an der Systemkonfiguration wieder neu ausbrechen, ... kein Wunder, dass die Bezeichnung oft umgedichtet wurde zu Plug & Pray. Aber was soll ich sagen: ich wurde noch nie gebissen.

Nach einer kurzen Google-Recherche bezüglich der DOS-Verträglichkeit habe ich mich für die Avance-Logic-Karte entschieden. Dabei hat es geholfen nach dem Chipsatz ALS100 Plus+ zu suchen. Gefunden habe ich diverse Forenbeiträge, die letzten Endes alle auf UNISOUND verwiesen haben. UNISOUND ist ein Freeware-Tool das eine erstaunliche Anzahl von Soundkarten initialisieren und konfigurieren kann. Noch dazu ist es so geschrieben, dass es auf allen x86-Prozessoren läuft -- keine Selbstverständlichkeit, wie ich den anderen Forenbeiträgen entnehmen konnte.

Tatsächlich wurde meine Karte auf Anhieb erkannt und erfolgreich initialisiert. Allerdings mit etwas merkwürdigen Default-Einstellungen für "High DMA". Das kann man aber relativ einfach umgehen, indem man vor dem Aufruf von UNISOUND.COM die Umgebungsvariable BLASTER setzt -- was ohnehin eine gute Idee ist, weil viele Anwendungen diese Variable auslesen und sowohl Vorhandensein als auch Konfiguration der Soundkarte daraus ableiten. Die AUTOEXEC.BAT-Datei enthält nun diese Einträge:

SET BLASTER=A220 I5 D1 H3 P330
C:\TOOLS\UNISOUND\UNISOUND.COM

Das entspricht I/O-Adresse 0x220, IRQ 5, DMA 1 und High DMA 3 (gut erprobte Werte für einen Sound Blaster 16, zu dem die Karte angeblich voll kompatibel ist). P330 setzt die I/O-Adresse für den MIDI-Synthesizer auf 0x330, was der Standard für OPL2/OPL3 ist.
Einträge in CONFIG.SYS sind nicht notwendig, ebenso ist die relative Position in AUTOEXEC.BAT egal. UNISOUND ist weder Treiber noch TSR, es konfiguriert lediglich die Karte und beendet sich danach wieder, weshalb auch kein Arbeitsspeicher belegt bleibt.

Unterstützung in der Software-Welt

Mein erster Testkandidat war wieder Monster Bash, das auch auf Anhieb Musik ausgespuckt hat. Allerdings wurden die Soundeffekte immer noch über den PC-Speaker erzeugt. Der Versuch die Sound-Blaster-Unterstützung über das Menü manuell zu aktivieren schlug ebenfalls fehl, jedoch mit einem erhellenden Hinweis: Sound Blaster sounds require 100k bytes of EMS memory! Weiterhin der Ratschlag EMM386 zu benutzen, sofern man MS-DOS 5.0 sowie einen 386-kompatiblen Computer habe. Damit bleibt dem 286er wohl das Vergnügen, Monster Bash mit Soundeffekten laufen zu lassen, verwehrt.

Von meinen Versuchen ohne Festplatte hatte ich noch die Diskette mit Night Raid rumliegen, das daraufhin der nächste Kandidat wurde und sehr zufriedenstellend funktioniert hat. Ebenso erfolgreich waren die Versuche mit Commander Keen: Goodbye Galaxy! und Duke Nukem II. Alle detektieren einen Sound Blaster und spielen sowohl Soundeffekte als auch MIDI-Musik, wobei Duke Nukem II ein etwas träges Spielgefühl hinterlassen hat. Die Webseite von 3D Realms sagt aber auch unter System Requirements 286 Computer (386 or higher strongly recommended). Dem schließe ich mich gerne an.

Die nächste große Frage war, was Windows zu der Soundkarte sagt. Da ich inzwischen ohnehin beschlossen hatte, dass dieser Rechner mit Windows 3.1 konfrontiert werden soll, habe ich es bei dieser Gelegenheit installiert. Während der Express-Installation kam die Frage nach einer Soundkarte gar nicht auf, lediglich nach einem Drucker wurde gefragt. Aber nach dem ersten Start konnte in der Systemsteuerung unter dem Punkt "Treiber" aus einer Vielzahl möglicher Treiber ausgewählt werden, wobei diese am vielversprechendsten waren:

Ich habe kühn den Sound Blaster 1.5 ausgewählt, woraufhin Diskette 3 verlangt und danach ein Neustart eingefordert wurde. Beim nächsten Start ertönte das vertraute "Tataa!" aus dem Lautsprecher -- WAVE-Wiedergabe geht! Auch die Wiedergabe der guten alten CANYON.MID mittels der Medienwiedergabe lief tadellos. Zwar empfiehlt das Setup, bei "Creative Labs" nach einem neueren Treiber nachzufragen, aber ich denke viel mehr als Wiedergabe von WAVE und MIDI kann ich unter Windows 3.1 eh nicht erwarten und irgendwelche abgefahrenen alternativen MIDI-Sets möchte ich auch nicht ausprobieren.


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